Nahtoderlebnisse – gibt es sie wirklich und wie damit fertigwerden?
von Barbara Daniel-Leppich
Nahtoderfahrungen – eine Studie der Uniklinik Kopenhagen aus 2019 bringt neue Erkenntnisse
Nahtoderfahrungen (NTE) sind häufiger als bisher angenommen:
Eine breit angelegte Studie mit mehr als 1000 TeilnehmerInnen aus über 35 Ländern aus dem Jahr 2019 machte deutlich:
jeder Zehnte ist betroffen.
Und: etwa 55 Prozent der TeilnehmerInnen empfanden die NTE als wirklich lebensbedrohlich und 45 Prozent als nicht wirklich lebensbedrohlich. Weit davon entfernt, eine angenehme Erfahrung zu sein, die mit Gefühlen der Ruhe und des Wohlbefindens verbunden ist - wie einige frühere Studien berichtet haben - ergab die neue Studie eine viel höhere Rate von Menschen, die ihre NTE als unangenehm empfanden.
Wie damit umgehen?
Zunächst kann es einmal darum gehen, einen Gesprächspartner zu finden, der zuhört, glaubt, versteht und nicht wertet. Inzwischen gibt es an vielen Orten Selbsthilfegruppen von Menschen mit ähnlichen Erfahrungen.
Eine intensivere Begleitung kann sinnvoll sein, um gemeinsam zu einer persönlichen Einschätzung zu kommen, wie stark das Erlebte noch in die Gegenwart hineinwirkt und den Alltag bestimmt.
Es könnte infolgedessen die Frage auftauchen: wie kann eine solche Erfahrung, die sich häufig in Form von Symptomen auf psychischer und körperlicher Ebene ausdrückt, in die Lebensgeschichte integriert werden und „zu Ende kommen“ – ohne an individueller Bedeutung zu verlieren?
Symptome jeglicher Ausprägung dienen in einer körperbezogenen Traumatherapie wie Somatic Experiencing (SE)® als notwendige Wegweiser, nicht abgeschlossener Erfahrungen. Diese werden in individueller Weise und angepasst an das eigene Tempo entschlüsselt und mit Hilfe von Wahrnehmungs- und Körperspürübungen zu Ende gebracht: im Nervensystem feststeckende Energie kann entladen werden und steht dem Menschen wieder zur Verfügung.
In einem verfeinerten dreiteiligen Spezialtraining NTE (2020 bis 2021) gibt Dr. Peter A. Levine, der Entwickler von Somatic Experiencing (SE)®, ausgebildeten SE-Therapeuten das notwendige aktuelle Wissen und bietet die Möglichkeit, durch intensive, angeleitete Übungen eigene Erfahrungen im Umgang mit Nahtoderfahrungen (NTE) zu gewinnen. Dadurch kann wertvolles Handwerkszeug für die eigene Praxis im Umgang mit betroffenen Klienten entdeckt und ausprobiert werden. Unter Supervision in geschützten professionellen Rahmen kann ein behutsames Vorgehen mit solchen Traumaerfahrungen erlernt werden, damit Klienten sichere Begleitung auf ihrem therapeutischen Weg finden können:
damit Nahtoderfahrungen ihren Schrecken verlieren.
Hier finden Sie weiterführende Quellen zum Thema:
https://www.eurekalert.org/pub_releases/2019-06/sh-oi1062519.php
Interview aus 2018 mit dem führenden Nahtod-Forscher, Psychiater und Neurowissenschaftler Dr. Bruce Greyson: https://www.youtube.com/watch?v=XqGr6hT_6ak
https://www.netzwerk-nahtoderfahrung.org
http://www.bdp-gus.de/texte/Nahtoderfahrungen.pdf
https://de.wikipedia.org/wiki/Nahtoderfahrung
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